13. Januar 2021

Wassersituation im Hessischen Ried

Der Sommer 2020 war bereits der dritte Sommer in Folge, in welchem die Temperaturen deutlich zu hoch, und der Niederschlag zu gering ausgefallen sind. Diese Auffälligkeiten entstehen nicht zufällig sondern sind Teil des stetig voranschreitenden Klimawandels. Die Landwirte im Hessischen Ried klagen über Trockenheit, und die kleinen Wasserläufe und Bäche im Kreis Groß-Gerau fallen immer häufiger trocken. Die meisten von Ihnen wären nur noch kleine Rinnsale, wenn sie nicht teilweise durch das gereinigte Wasser aus den örtlichen Kläranlagen gespeist werden würden.

Parallel dazu verbraucht die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main durch Einwohnerzuwachs und andere Faktoren immer mehr Wasser, welches zum größten Teil aus dem Grundwasser des Hessischen Ried gewonnen und über lange Trinkwasserleitungen in die Großstädte und die umliegenden ländlichen Regionen verteilt wird. Insgesamt stammen so 25% des in ganz Hessen geförderten Trinkwassers aus dem Hessischen Ried. Es ist daher von äußerster Wichtigkeit den Grundwasserkörper im Hessischen Ried vor Schadstoffen und einem weiteren Absinken des Grundwasserspiegels zu schützen.

Obwohl wir hier im Kreis Groß-Gerau auf einem der größten Trinkwasserspeicher in Deutschland „sitzen“, ist dieser Grundwasserspeicher durch frühere „Raubbau-Entnahmen“ bereits geschädigt und das Absterben der Wälder durch Wassermangel ist offensichtlich. Deshalb wird seit vielen Jahren in Biebesheim dem Rhein Wasser entnommen, das zunächst bis zur Trinkwasserqualität aufbereitet und dann im Ried versickert wird, damit der Grundwasserspiegel nicht noch weiter absinkt.

Derzeit wird außerdem an einer zweiten Großwasserleitung aus dem hessischen Ried in die Großstädte gebaut und aufgrund verschiedener Wassergewinnungsprobleme im Taunus und Vogelsberg ist eine Diskussion in Gang gekommen, das hessische Ried als die überwiegende Hauptquellregion für die Trinkwassergewinnung in Südhessen aus zu bauen. Damit gehen Diskussionen um die Erhöhung der Rheinwasserinfiltration ebenso einher, wie die Ausstattung der Kläranlagen in unserem Gebiet mit „vierten Reinigungstufen“ um Schadstoffeinträge über das Oberflächen- in das Grundwasser zu vermeiden.

Neben den nicht unerheblichen Kosten für den Ausbau dieser Infrastrukturen stellen sich dadurch auch Fragen über die Auswirkungen einer immer höheren Rheinwasser-Infiltration oder zu einer möglichen Veränderung der Grundwasserströme durch die verstärkte Wasserentnahme.

Die organisatorische und technische Infrastruktur zur Wasserentnahme und Rheinwasserinfiltration wird von der Hessenwasser AG bereitgestellt, deren Anteilseigner – neben Wiesbaden und Frankfurt (Mainova) – zu einem kleineren Teil auch der Kreis Groß-Gerau (Riedwerke) ist.

Wir müssen daher im Kreis Groß-Gerau eine viel deutlichere Stimme erheben, wie die Gewinnung des Trinkwassers bei anhaltender Trockenheit in unserer Region für die wachsenden Großstädte des Rhein-Main-Gebietes schonend, nachhaltig und umweltgerecht stattfinden kann. Es bedarf einer Neujustierung des Umgangs mit der lebenswichtigen Ressource „WASSER“ in der Metropolregion und die Interessen des Kreises Groß-Gerau müssen im Angesicht der heißer werdenden Sommer und geringerem Niederschlag neu gewichtet werden.